So wie jeder von uns sich jetzt oder in ferner Zukunft Gedanken über die Berufswahl machen muss, habe ich mir überlegt, was ich werden möchte. Da mich Medizin sehr beeindruckt, habe ich mich dazu entschlossen, mich mit dem Beruf Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in auseinanderzusetzen.

Um zu schauen, ob ich in meiner Zukunft in einem medizinischen Bereich arbeiten möchte, um selbst ein kleinen Einblick zu bekommen, ob der Beruf zu mir passt und was die Voraussetzung  sind, habe ich ein Interview mit dem Leiter der Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule Dipl. Pflegewissenschaftler Klaus Lenfers geführt . Das Interview kann nicht nur mir bei der Orientierung helfen, sondern auch den Personen, die jetzt oder in ferner Zukunft vor der Entscheidung stehen, was sie werden möchten.
csm_Titel_Kinderklinik_265d0a32ab
http://klinikum.uni-muenster.de/

Mit welchem Abschluss kann Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in werden?

  • eine allgemeine zehnjährige Schulbildung
  • der Realschulabschluss oder eine andere gleichwertige, abgeschlossene Schulbildung
  • oder der Hauptschulabschluss oder eine gleichwertige Schulbildung, zusammen mit
    • einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung mit einer vorgesehenen Ausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren oder
    • einer Erlaubnis als Gesundheits- und Krankenpflegehelferin oder Gesundheits- und Krankenpflegehelfer oder einer Erlaubnis als Altenpflegehelferin oder Altenpflegehelfer, sofern die Ausbildung dafür mindestens ein Jahr gedauert hat.

Welche schulischen Vorkenntnisse sollte man mitbringen?

  • Es sind keine speziellen schulischen Vorkenntnisse oder Fächer erforderlich.
  • Ein Praktikum im Krankenhaus ist empfehlenswert.

Welche Ausbildungsvoraussetzungen gibt es?

  • gesundheitliche Eignung
  • Mindestalter (gibt es laut Gesetz nicht) wird in einigen Schulen auf 18 Jahr gesetzt, da man – je nach Ausbildungsstätte- mit einem PKW auch externe Praxisorte erreichen können muss.

Wie läuft das Auswahlverfahren ab?

  • Das ist von Schule zu Schule sehr unterschiedlich.
  • In der Regel werden nach Bewerbungseingang die Unterlagen (Bewerbungsmappe oder Online-Bewerbung) gesichtet, auf Vollständigkeit geprüft, das Motivationsschreiben gelesen und die Schulnoten begutachtet.
  • Kommt eine Bewerberin in Frage, dann wird sie zum Bewerbungsverfahren eingeladen.
  • Bewerbungsverfahren (Beispiele):
    • Gruppendiskussion
    • Bearbeitung eines Themas in Gruppen
    • Präsentation eines Themas
    • Bewerbungsgespräch
    • Schriftliche Tests

Welche persönlichen Voraussetzung muss man mitbringen? Woran sollte man Interesse haben um in diesen Bereich zu arbeiten? Welche Stärken sind in diesem Beruf wichtig?

Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in
http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=kinder_im_krankenhaus
  • das Interesse mit Menschen zusammen zu arbeiten
  • Respekt vor Menschen in ihrer Einzigartigkeit und Vielfältigkeit haben
  • mit Menschen in Kontakt treten können, Gespräche führen können
  • Verantwortung übernehmen können
  • Probleme erkennen und lösen können
  • sachlich argumentieren können
  • aufmerksam beobachten können
  • manuelles Geschick haben
  • zuverlässig sein
  • mit Belastungen umgehen können
  • flexible sein und sich auf neue Situationen einlassen können
  • auf seine persönliche Gesundheit achten
  • im Team arbeiten wollen
  • seinen Lernprozess eigenverantwortlich wahrnehmen und sich beruflich und persönlich weiterentwickeln wollen

Wie wichtig ist das Arbeits- und Sozialverhalten? Warum?

  • Pflegende übernehmen Verantwortung für Patienten, dabei sind u.a. Verlässlichkeit, Sorgfalt, objektive Berichterstattung, fachlich korrektes Handeln und eine ausgeprägte kommunikative Kompetenz unerlässlich.
  • Um Patienten in ihrem Krankheitsprozess professionell zu begleiten, müssen Pflegende empathisch sein, d.h. die Situation des Patienten und seiner Angehörigen sensibel wahrnehmen können. Der Patient ist –bis auf besondere Situationen- selbständig und kann mitentscheiden. Pflegende müssen herausfinden, welche Form der Begleitung, der Beratung und der Anleitung für den Patienten dabei die richtige ist.
  • Da Pflegende mit anderen Pflegenden und vielen anderen Angehörigen anderer Berufsgruppen zusammen arbeiten, muss man gern im Team arbeiten wollen. Das ist bei unterschiedlichen Menschen/Berufsgruppen wichtig, aber nicht immer einfach.

Wie lange geht die Ausbildung und kann man sie verkürzen?

  • Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie kann nur verkürzt werden, wenn man vorab eine Ausbildung absolviert hat, die von der Prüfungsbehörde als vergleichbar anerkannt wird. (z.B. Hebammenausbildung). Es ist aber schwierig, da die Erfahrung lehrt, dass es nicht immer zielführend ist. Die meisten Schulen bieten keine Verkürzung an bzw. nur in wenigen Ausnahmefällen.

Wie ist die Ausbildung aufgebaut?

  • Es gibt den theoretischen und praktischen Unterricht und die praktische Ausbildung. Die Phasen wechseln sich ab, d.h. man hat in der Regel Blockunterricht und dann Praxiseinsätze in verschiedenen Fächern (z.B. Chirurgie, Innere Medizin, Neurologie).

Was sind Inhalte der Ausbildung?

  • Oh, dass würde den Rahmen sprengen, hier die Ziele der Ausbildung:

    Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in
    http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=pflege_kinder_card

Die Ausbildung für die Pflege nach Absatz 1 soll insbesondere dazu befähigen,

die folgenden Aufgaben eigenverantwortlich auszuführen:

  • Maßnahmen der medizinischen Diagnostik, Therapie oder Rehabilitation,
  • Einleitung lebenserhaltender Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes,
  • Evaluation der Pflege, Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege,
  • Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs, Planung, Organisation, Durchführung und Dokumentation der Pflege,
  • Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen und ihrer Bezugspersonen in der individuellen Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit,

die folgenden Aufgaben im Rahmen der Mitwirkung auszuführen:

  • eigenständige Durchführung ärztlich veranlasster Maßnahmen,
  • Maßnahmen in Krisen- und Katastrophensituationen,
  • interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen zusammenzuarbeiten und dabei multidisziplinäre und berufsübergreifende Lösungen von Gesundheitsproblemen zu entwickeln.

Gibt es eine Ausbildungsvergütung? 

Ja, die liegt tarifgeregelt zwischen ca. 900-1000€ brutto (Je nach Ausbildungsjahr).

Kann man einen Teil der Ausbildung im Ausland machen?

In einigen Schulen ja, da gibt es entsprechende Auflagen, dass die Praxisorte im Ausland auch in Deutschland anerkannt werden.

Was sind Inhalte der Abschlussprüfung?

Es gibt einen schriftlichen, praktischen und mündlichen Teil. Die Inhalte sind sehr vielfältig und umfassend. Alle aufzuzählen wäre zu umfangreich.

Welche Kompetenzen erwirbt man währen der Ausbildung?

  • Ein hoher Anteil Fachkompetenz (korrektes Handeln in individuellen Pflegesituationen, s. dazu auch Frage 11.), Methodenkompetenz wie z.B. Problemlösung, Prozesshaftes Handeln, Lernen Prioritäten zu setzen, Zeitmanagement, Organisation von Arbeitsabläufen), Sozialkommunikative Kompetenz (Interaktion mit Patienten, Gespräche führen, Konflikte bearbeiten, Balance zwischen Nähe und Distanz zum Patienten halten, Patienten beraten,..), Personale Kompetenz (Umgang mit schwierigen Situationen/Grenzerfahrungen, sich und sein Handeln selbst reflektieren, die Selbständigkeit des Patienten berücksichtigen, …)
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in
http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=kinder_im_krankenhaus

Wie sind die Arbeitsbedingungen? (Arbeitsorte, Arbeitssituationen)

  • Pflegende arbeiten im Schichtdienst, d.h. Frühdienst, Spätdienst und Nachtdienst. In der Regel arbeitet man jedes zweite Wochenende und erhält dann freie Tage in der Woche. Auch an Feiertagen müssen Pflegende arbeiten.

Wie sind meine Perspektiven in diesem Beruf? (Aufstiegschance, Weiterbildung)

Die Perspektiven sind sehr gut, da Pflegende gebraucht werden und es derzeit einen Mangel an Pflegekräften gibt. Man kann viele Weiterbildungen absolvieren (z.B. Intensivpflege & Anästhesie, Onkologie, Psychiatrie, Wundmanagement), man kann aber auch studieren (z.B. Pflege, Pflegemanagement, Pflegepädagogik).

 Wie hoch ist das Gehalt nach der Ausbildung?

  • Einstiegsgehalt ca. 2355 brutto monatlich, dazu kommen noch Zulagen für Wochenend- bzw. Nachtdienste usw.

Mit welchen Arbeitsgegenständen arbeitet man?

  • Es gibt viele Pflegehilfsmittel und medizinische Geräte die Pflegenden beherrschen müssen. Die Dokumentation erfolgt oftmals mit dem PC, d.h. man arbeitet auch viel am Computer.

Wie sind die Arbeitszeiten?

  • Das hängt vom Krankenhaus, ambulante Pflegedienst usw. ab.
  • Frühdienst i.d.R. ca. 6-14.00 Uhr, Spätdienst ca. 13.-21.00 Uhr, Nachtdienst ca. 20.30-6.30 Uhr

 Gibt es Besonderheiten?
(z.B. Reisetätigkeit, Arbeitskleidung, körperlich anstrengende oder gefährliche Arbeiten etc.)

  • Die Arbeitskleidung wird meisten gestellt und im Krankenhaus gereinigt.
  • Die Arbeit ist körperlich und seelisch anstrengend.
  • Für gefährliche Tätigkeiten (z.B. Medikamente, Operationen, Untersuchungen) gibt es Schutzmaßnahmen.