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Birthe Sarrazin im Interview

Münster hat einige Museen. Ein paar werdet ihr vielleicht schon kennen. Ich hatte die Gelegenheit, mir exklusiv das Picasso Museum an der Königsstraße in Münster anzusehen. Das war wirklich sehr exklusiv, denn das Museum wurde eigens für mich geöffnet und es hat sich gelohnt! Die Pressesprecherin, Frau Sarrazin, hat mir netter Weise ein paar Fragen beantwortet. Das Interview könnt ihr hier lesen:

 

Welche Aufgaben haben Sie hier im Picasso Museum? Ich bin hier im Picasso Museum zuständig für die Presse – und Öffentlichkeitsarbeit, für das Marketing und für Veranstaltungen.

Und wie kann man so etwas werden? Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Wege Pressearbeiten in einem Museum zu machen. Ich habe erst Germanistik, Politik und Soziologie studiert und im Anschluss ein Volontariat in der Pressestelle eines anderen Kunstmuseums gemacht. Ein Volontariat ist ähnlich wie eine Zusatzausbildung in der man bestimmte Dinge noch mal vertieft.

Wie kam es dazu, dass Sie hier im Picasso Museum angefangen haben zu arbeiten? Hier im Picasso Museum war dann eines Tages die Stelle frei, nachdem sich meine Vorgängerin selbstständig gemacht hatte. Meine jetzigen Kollegen/innen suchten also nach einer neuen Pressereferentin, worauf ich mich hier bewarb und mit großem Glück angenommen wurde.

Was war denn die für Sie spannendste Ausstellung seit Sie hier arbeiten? Es gab mehrere Ausstellungen, die sich für mich von den anderen abgehoben haben. Eine davon war ‘Das Abenteuer der Moderne’. Dort haben wir Werke ausgestellt, die normalerweise in Südfrankreich, an der Côte d’Azur, zu sehen sind.

Sie haben ja hauptsächlich grafische Werke von Picasso. Haben Sie auch schon mal eines der ganz berühmten Werke aufgestellt? Im Prinzip regelmäßig. Wir hatten zwar noch nicht Guernica (eines der bekanntesten Bilder Picassos) hier in Münster aber wir haben regelmäßig in den Picasso Ausstellungen auch Ölgemälde oder Skulpturen, die zu den ganz großen und wichtigen Werken von Picasso gehören.

Welche Sicherheitsvorkehrungen muss man denn dann ergreifen? Die Sicherheitsvorkehrungen hier im Museum sind immer relativ hoch. Wenn wir jetzt große und sehr bedeutende Ausstellungen haben, legen wir sozusagen noch mal eins drauf. Das bedeutet, dass die Werke von Menschen überwacht werden. Außerdem haben wir Überwachungskameras und ein Alarmsystem. Wenn man beispielsweise zu nah an diese Wand ginge, würde sofort ein Alarm ertönen und es würde sofort jemand kommen, um zu gucken, was passiert ist und ob jemand das Bild abnehmen wollte.

Wurde hier denn schon mal eingebrochen? Eingebrochen wurde bis jetzt glücklicherweise noch nicht. Auch ist noch nie was abhanden oder zu Schaden gekommen. Das, was bisher passiert ist, waren eigentlich immer nur Kleinigkeiten, wie z.B, dass irgendjemand mal aus Versehen an eine Skulptur gekommen ist, aber es gab noch nie irgendwelche Beschädigungen.

Falls es zu seiner Beschädigung kommen würde, wer würde das denn bezahlen? Jede Ausstellung, jedes Werk und auch der Transport ist hochversichert. Das bedeutet, wenn die Bilder von dem Leihgeber abgeholt werden, ist der ganze Weg bis nach Münster versichert. Das heißt auch, wir müssten das nicht persönlich bezahlen, wenn beispielsweise an einer Raststätte in Frankreich irgendetwas passierte, Das wären auch einfach Wahnsinnskosten.

Kann man bei Ihnen auch Praktika machen, und wenn ja in welchen Berufszweigen? Ja, bei uns kann man Praktika machen, allerdings nicht so viele. Es gibt die Möglichkeit, ein Praktikum bei mir im Pressebereich zu machen. Aber es gibt auch die Möglichkeit für Studenten der Kunstgeschichte ein Praktikum zu absolvieren und dann die Ausstellungen mit vorzubereiten und aus kunsthistorischer Sicht den Museumsbetrieb kennenzulernen.

Das Picasso-Mosaik auf dem Vorplatz des Museums hat ja sehr viel Geld gekostet. Für wen ist der eigentlich gedacht, da man ihn ja beim rüberlaufen gar nicht erkennt? Das Picasso-Mosaik ist im Prinzip ein Platz der Stadt. Viele denken der Platz würde uns gehören. Das stimmt aber nicht. Mit der Planung hatten wir auch fast gar nichts zu tun. Allerdings weiß ich von einem Kollegen, dass der Platz für die Öffentlichkeit gemacht ist. Also für die Touristen und auch für die Münsteraner selbst. Das Mosaik selbst soll anregen und ein bisschen den Blick der Spaziergänger schärfen.

Welche Motive bzw. Künstler inspirierten Picasso denn am meisten? Picasso war ja ein sehr selbstbewusster Künstler, deswegen hat man den Eindruck, dass er sich kaum an Zeitgenossen orientiert hatte. Das stimmt aber nicht so ganz, denn Matisse fand er toll und mit George Braque arbeitete er eng zusammen. Aber auch an großen Vorbildern der Kunstgeschichte hat er sich orientiert, wie z.B. El Greco und Rembrandt. Dabei hat er sich auch manchmal Motive, Farben, oder Malstile abgeguckt. Wenn man genauer auf seine Bilder achtet, sieht man auch, dass er daran teilweise andockt aber trotzdem immer noch etwas Eigenes daraus macht. Was die Motive anging, hat er ganz viele Stierkämpfe oder auch antike Motive dargestellt, die so sein Gebiet waren. Seinen Motiven blieb er auch immer sehr treu, und zwar meistens treuer als seinen Frauen.

Warum ist das Museum eigentlich gerade in Münster und nicht in einer größeren Stadt wie z.B Köln oder Berlin? Das werden wir sehr häufig gefragt. Vor einiger Zeit gab es mal einen großen Kunstsammler in Lengerich, der viele Bilder von Picasso hatte. Irgendwann hatte er soviele, die er nicht mehr behalten konnte. Dann haben sich ein paar Leute zusammengesetzt und gründeten die Sparkassen-Stiftung, um das Picasso Museum zu bauen. Also wurde das Museum anfangs nur wegen der Werke des Privatmannes gegründet.

Wie wird das Museum denn finanziert? Nur durch die Stiftung? Größtenteils schon, aber auch durch viele Spenden und durch unseren Souvenirshop und die Eintrittsgelder verdienen wir unser Geld.

Wieviele Besucher kommen denn so ca. täglich? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal kommen beinahe Hunderte und an anderen Tagen hat man das Gefühl, nur ganz ausgesuchte Menschen, denen die Ausstellung gefällt, kommen. Wenn man das insgesamt aufs Jahr hochrechnet, schwankt das zwischen 60.000 – 100.000 Besuchern.

Glauben Sie, das Picasso Museum ist ein großer Gewinn für Münster? Auf jeden Fall. Das Picasso Museum ergänzt die Museumslandschaft in Münster sehr gut. Das Museum gibt es ja bereits seit 12 Jahren und wir zeigen hier einfach Ausstellungen, die sonst nicht so zu sehen sind. Wir haben ja einen starken Schwerpunkt auf Picasso und seine Zeitgenossen und auf Frankreich. Das gibt es sonst nicht so häufig.

 

 

Frau Sarrazin, vielen Dank für das Interview!

 

Wenn ihr euch noch mehr über das Picasso Museum wissen wollt, klickt mal auf die Internetseite:

http://www.kunstmuseum-picasso-muenster.de/

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