Am 18.09.2016 kam es in Ibbenbüren zu einem schlimmen Unfall. 3 Jungen, alle im Alter von 14-17, fielen mit dem Auto in den Dortmund-Ems-Kanal.

Für 2 von den 3 Jugendlichen kam jede Hilfe zu spät. Sie konnten sich nicht aus dem Auto retten und ertranken.

Einer von den 2 Jugendlichen war Paul . Er war gerade einmal 15 Jahre jung und wurde aus seinem Leben gerissen. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich, so viele Erfahrungen warteten noch auf ihn, doch nun wurde ihm die Chance diese Erfahrungen zu machen, genommen. Sein Leben ist zu Ende. Was bleibt sind seine Freunde und Familie, in deren Gedanken und Erinnerungen er immer weiter leben wird. Familie und Freunde, die jetzt ohne Paul weiter leben müssen.

Ich kann mir wahrscheinlich nicht annähernd vorstellen, wie schrecklich es für eine Mutter sein muss das Kind zu verlieren aber ich weiß, wie es ist einen Menschen, der einem sehr wichtig war, zu verlieren. Man hat das Gefühl, dass das Herz in einem zerbricht, man kann nicht atmen, weil es so weh tut.

Jeden Tag kommen in den Medien Nachrichten von schrecklichen Unfällen, Prominente und Toten. Aber kaum einer hat über den Unfall, der am 18.09.2016 war, berichtet. Über 2 Menschen, die unglaublich Jung waren und aus dem Leben gerissen wurden. Über 2 Menschen, die noch alles vor sich hatten, die nun weg sind. Ich finde es schlimm, dass man darüber nicht redet. Ich meine, es kommt so viel Unfug in den Medien, da werden Katzenvideos gezeigt aber über so etwas wird geschwiegen. Man sollte darüber berichten, um den Toten, die letzte Ehre zu erweisen. Man sollte ihnen zeigen, dass das, was passiert ist grauenvoll ist und man nicht wegschauen darf. Aber nun ja Katzenvideos sind lustig und besser, wie krank…

Ich will nicht weg schauen. Ich möchte Paul zeigen, dass ich ihn nie vergessen werde und er ein besonderer Mensch war und immer noch ist. Ich möchte zeigen, wie wertvoll das Leben ist und wie schnell es zu Ende sein kann. Man muss jeden Moment in vollen Zügen genießen.

Mich beeindrucken die Menschen sehr, die einen andern Menschen, den sie lieben verloren haben. Sie beeindrucken mich, weil sie unglaublich viel Stärke zeigen. Sie machen immer weiter und versuchen damit umzugehen. Diese Menschen haben meinen größten Respekt. Ich frage mich immer, wie diese Menschen weiter machen können und, ob es überhaupt möglich ist, wieder ein normales Leben zu führen.

Ich habe ein Interview mit seiner Mutter geführt, um diese Fragen zu beantworten.

Wie würdest du Paul beschreiben?

Paul war ein Sonnenschein. Er war so voller Energie und Leben. Wenn er den Raum betrat, ging die Sonne auf. Jeder mochte ihn auf Anhieb. Er war witzig, schlagfertig und charmant. Jeder der ihn kannte, wird sich immer an sein verschmitztes Lächeln erinnern.

Was hatte er für Träume und was wollte er in seinem Leben erreichen?

Paul liebte Fußball. Es war immer sein Traum, professioneller Spieler zu werden. Er hatte großes Talent.

Was war das schönste Erlebnis, welches du mit Paul hattest?

Es gab so viele schöne Erlebnisse mit Paul. Wir waren immer viel unterwegs und haben sehr viele schöne Dinge zusammen erlebt.

Was hast du gedacht, als du die Nachricht von Paul bekommen hast?

Ich wollte es einfach nicht glauben. Mein Junge so voller Leben und Energie soll tot sein? Es war undenkbar für mich, dass er nicht mehr lebt. Ich habe den Seelsorger der mir die Nachricht überbrachte angeschrien, er solle aufhören solche Lügen zu erzählen. Ich befand mich in einem totalen Schockzustand.

Wie lange hat es gebraucht, um wirklich zu verstehen, dass Paul nicht mehr lebt?

Sehr sehr lange. Ich habe viele Stunden vor seinem offenen Sarg verbracht. Ich konnte und wollte nicht loslassen. Seine Beerdigung kam mir vor wie ein böser Traum.

Wie gehst du mit dieser Situation um, dass er nicht mehr da ist/ Was hilft dir den Verlust zu ertragen?

Es zerreißt mir jeden Tag das Herz. Es ist einfach furchtbar, nach Hause zu kommen und er ist nicht da….
Ich mache eine Therapie, um die Trauer zu verarbeiten und nicht daran zu zerbrechen. Ich rede viel und oft über Paul. Das hilft mir.

Denkst du, dass du seinen Tod irgendwann akzeptieren kannst?

Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sagen. Mein Herz ist voller Schmerz und Traurigkeit.

Wird die Trauer irgendwann weniger oder ist sie jetzt immer noch so stark, wie am ersten Tag?

Nein, die Trauer nimmt nicht ab. Es zerreißt mich jeden Tag und ich fahre immer noch täglich zum Friedhof, um eine Kerze zu entzünden.

Wie sieht dein Leben, dein Alltag heute aus, ohne Paul? 

Ich habe wieder begonnen zu arbeiten. Ich treffe Freunde und versuche mich abzulenken, denn zuhause in der leeren Wohnung zu sein, fällt mir sehr schwer.

Einen Menschen, den man liebt, zu verlieren, ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Wie gehst du damit um und was motiviert dich, immer weiter zu machen?

Die Motivation weiterzumachen, sind meine beiden anderen Söhne. Sie halten mich am Leben. Freunde sind mir nicht mehr viele geblieben.

Wenn du die Chance hättest, Paul noch einmal zu sehen, was würdest du ihm sagen?

Ich würde ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe und wie unendlich ich ihn vermisse. Und dass ich stolz bin, dass ich seine Mama sein durfte.

Was denkst du, wo Paul jetzt ist/ was wünscht du ihm?

Pauls Papa starb 2003 bei einem Unfall. Da war Paul noch ein Baby. Er hat ihn immer sehr vermisst. Ich glaube daran, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und die beiden sich gefunden haben. Dafür bete ich jeden Tag. Ich hoffe mein wunderschöner Engel, dass Du bei deinem Papa bist und er auf Dich aufpasst, bis ich bei Euch bin….

Danke für das Interview.

Albert Schweitzer sagte mal:„Der Mensch, den wir lieben, ist nicht mehr da, wo er war, aber überall, wo wir sind und seiner gedenken.”

Ich finde, dass man sich diesen Satz zu Herzen nehmen sollte. Der Verstorbene wird immer in unseren Erinnerungen weiter leben auch, wenn er weg ist. Durch das Gedenken hat man das Gefühl, dass die Person in einer gewissen Art und Weise noch da ist und sie nicht ganz fort ist. Das Leben kann so schnell enden auch wenn man nicht damit rechnet, deshalb muss man jede Sekunde schätzen und einfach seine Träume leben, das machen, was man schon immer machen will, denn irgendwann hat man keine Chance mehr, irgendwas zu tun.

Ich wünsche der Mutter und den Angehörigen ganz viel Stärke und alles Gute für die Zukunft. Paul, dir wünsche ich, dass du an einem schönen Ort bist und deinen Frieden finden konntest, irgendwann sehen wir uns wieder.